Der FC Basel wird zwar immer hochgeredet, aber immer noch ständig unterschätzt. Diesen Fehler wollte Schalke nicht machen und hat auf Sicherheit gespielt. Und Basel selbst hatte ähnliches geplant. Im Schalker Spiel gab es dabei im Wesentlichen nichts neues, es wurde viel verschoben und passiv gepresst. Aber eine Besonderheit gab es dann doch noch.

Startaufstellungen: FC Basel 1893 - FC Schalke 04
Startaufstellungen: FC Basel 1893 – FC Schalke 04

Die beiden Strategien

Sowohl Basel als auch Schalke schienen mit ihrem jeweiligen Champions League Auftaktsieg sehr zufrieden zu sein und wollten diesen nicht auf’s Spiel setzen. So agierten beide Teams relativ vorsichtig. Die Außenverteidiger rückten nicht häufig auf und die jeweilige Verteidigungslinie stand nie besonders hoch. Auch Angriffe wurden nur selten in voller Besatzung vorgetragen, es gab immer vielartige Absicherung.

Schalke 04 bot sein bekanntes Bild dar. Die Doppel-6 bildeten Neustädter & Höger und in der Innenverteidigung stand Santana anstelle von Matip, seiner Kopfballstärke wegen. Nach vorne war Boateng sehr beweglich und agierte bis zu Szalais Einwechslung (und danach erst recht) praktisch auf dem gesamten Feld. Gegen Ende der ersten Hälfte musste Farfan ausgewechselt werden, Meyer rückte nach rechts und Boateng blieb auf der 10.

Defensiv wurde im 4-4-2 gepresst. Sehr passiv, wie üblich, diesmal allerdings auch recht tief. Dafür standen alle Knappen sehr kompakt und haben fleißig verschoben. Man überließ den Schweizern gern den Ball, ließ sich aber nicht aus der Stellung locken, wie es Chelsea zuvor passiert ist.

Auf der anderen Seite fuhr der FC Basel in dem 4-1-4-1 ein recht aggressives Mittelfeldpressing. Offensiv spielten sie in einer 4-1-4-1/4-3-3 Mischung, ähnlich wie es die Bayern in der Bundesliga tun. Dieser Vergleich ist deshalb auch recht passend, weil die Baseler offensive sehr fluide ist. Immer wieder tauschte Streller mit Salah oder Stocker die Positionen. Die beiden 8er Díaz und Xhaka mischten auch munter mit. Allerdings kamen sie nicht so recht zwischen die Schalker Linien, geschweigen konnten diese überbrückt werden.

Das Aufbauspiel

Eine Besonderheit war das Schalker Aufbauspiel. Es war besonders, nicht weil es sonderlich erfolgreich war, sondern weil es sich deutlich von dem üblichen Vorgehen unterschied. Typischerweise kippt ein 6er (meist Jones, wenn er auf dem Platz ist) zwischen die Innenverteidiger (siehe Bild 1). Diese positionieren sich dann recht breit. Der fürs Aufbauspiel verantwortliche 6er hat damit die Innenverteidiger sowie den anderen 6er im Mittelfeld als direkte Anspielstation. Ein geregeltes Passpiel wird somit angestrebt.

Typischerweise kippt ein 6er (meist Jones) zwischen die Innenverteidiger. Diese positionieren sich recht breit. Der 6er hat damit die Innenverteidiger sowie den anderen 6er im Mittelfeld als Anspielstation.
Bild 1: Aufbauspiel, wie man es von Schalke gewohnt ist.

In diesem Spiel kippte kein 6er ab, dafür gab es lange Bälle. Oft wurden von Hildebrand oder aus dem Halbfeld lange Bälle nach vorne geschlagen, in der Hoffnung wenigstens den zweiten Ball (also Abpraller) zu erreichen. Das passte zum Bild die eigene Deckung nicht aufgeben zu wollen.

In diesem Spiel kippte kein 6er ab. Dafür standen die Innenverteidiger sehr breit. Santana links etwas tiefer und neben dem Strafraum war für den Spielaifbau zuständig. Die 6er standen relativ hoch und sicherten das Mittelfeld ab.
Bild 2: Aufbauspiel, wie es in Basel praktiziert wurde.

Aber gelegentlich kam in das Aufbauspiel etwas mehr System. Häufig standen dann die Innenverteidiger sehr breit (siehe Bild 2). Beide rückten nicht sonderlich weit auf, aber Santana links stand noch etwas tiefer neben dem Strafraum und war für den Spielaufbau zuständig. Generell wurde Santana für den Aufbau häufig gesucht. Die 6er standen relativ hoch und sicherten das Mittelfeld ab. Auch die Außenverteidiger und der andere Innenverteidiger sind relativ weit weg. Direkte Anspielstationen werden so zur Mangelware, die sind ja aber auch nicht nötig, wenn man eh auf lange Bälle gehen will.

Fazit

Es war sicherlich nicht das, was gemeinhin ein aufregendes Spiel genannt wird. Beide Mannschaften wollten in erster Linie nicht verlieren. Das dies nur den Blauen gelang, lag am Ende an einem Standard und einem Fernschuss.

Persönlich kann ich Fernschüsse überhaupt nicht leiden und würde meinen Spielern verbieten von Außerhalb des Strafraumes auf’s Tor zu schießen. Denn auch wenn Distanztore immer so spektakulär aussehen und im Gedächtnis bleiben, vergessen wir all die Fernschüsse die im Nirvana landen oder der Verteidigung hängen bleiben. Und das sind eine ganze Menge. Je nach Team, Liga oder Spieler gehen nur 2% der Fernschüsse ins Tor. Da finde ich einen Rückpass zum eigenen Torhüter effektiver, da verliert man wenigstens den Ball nicht.

Ansonsten zeigen die Knappen, dass die Defensive immer mehr ins Rollen kommt. Speziell auf die 6er Diskussion zahlte das Duo Neustädter-Höger einen gegentorlosen Sieg mehr auf ihr Konto. Der Spielaufbau wurde mal in einer anderen Alternative geprobt. Ich bin gespannt, ob das eine einmalige und auf den Gegner zugeschnittene Maßnahme war, oder ob Keller jetzt häufiger so spielen lassen will. Denn lange Bälle kann ich auch nicht leiden…

Disclaimer

Bei der TV Übertragung wurde der von mir beschriebene Vorgang beim Spielaufbau gar nicht so sichtbar, weil dann meist Wiederholungen und Zeitlupen gesendet wurden. Ich hatte aber das Glück und war in Basel im Stadion, da war das gut zu beobachten. In der Arena auf Schalke hab ich das dagegen noch nie gesehen.

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